Müssiggang und ständische Gesellschaft

von Elisabeth Michel-Alder

"Es gibt viele Menschen, die sich mit 64/65 wirklich ausgepumpt fühlen", werde ich immer wieder ermahnt. Meine Rückfrage nach konkreten Beispielen ist selten ergiebig.

Die heute 55Jährigen sind gemäss medizinischen Daten im Durchschnitt geistig und körperlich so fit wie die 65Jährigen vor 40 Jahren. Hier ist die Fallmasche im Denkmuster. Bezogen auf das tatsächliche Arbeitsvermögen schieben wir kollektiv den Rentenbezug ständig vor in Richtung Jugend.

Den Schritt aus der Erwerbsarbeit sollten wir zeitlich individuell und nicht aufgrund des Jahrgangs festlegen. Dies auch als Befreiung aus einer ständischen Gesellschaft. Nährstand, Wehrstand, Adelsstand hiessen die Kategorien einst; wer heute von Ehestand und Ruhestand spricht, suggeriert statische Verhältnisse alter Zeiten. Ruhe und Müssiggang sind natürlich prima; Knirpse, Azubis, Eltern, Grossmütter und CEOs brauchen sie in jeder Lebensphase und dies jeweils in stimmigem Verhältnis zu Engagement, Produktivität und sozialen Turbulenzen.

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