Persönliche Gestaltungsfreiheit

von Elisabeth Michel-Alder

Zu den wichtigen Merkmalen attraktiver Jobs gehören Handlungsspielräume. Seit Jahrzehnten lehrt uns die Forschung, dass Menschen sich bevorzugt in Situationen engagieren, die sie mitgestalten können. Aktuelle, von IT geprägte Wertschöpfungsprozesse in Dienstleistungs- und Produktionsbetrieben sind effiziert, aber eng definiert und Qualitätssicherungssysteme wie auch Wirkungsmessung werfen Netze zusätzlicher Kontrolle über die Leistungserbringung.

In dieser Klemme verheisst Homeoffice ein Stück Autonomie, das erklärt zum Teil seine Attraktivität. Zwar bleiben die drückenden Normen im Leistungsbereich, doch zwischendurch kann man die Katze füttern, den Lichtschalter flicken oder eine Runde joggen. Ansonsten ist doch - Hand aufs Herz - der 24Stunden-Betrieb in den meisten 2-4Zimmer-Wohnungen vor dem Bildschirm neben klebrigen Trögli, Hundegebell und dem Keifen der schwierigen Nachbarin kein Schleck. Die Würze mit zahlreichen Zooms und Teams und Skype ist erst recht unbekömmlich. Gut, der Arbeitsweg fällt aus dem Zeitbudget. Doch da kommt der Erlebnishunger zu kurz; im öV gibt's täglich neues Kino.

Wahrscheinlich bleibt uns nichts anderes übrig, als angemessene Handlungsspielräume im Arbeitsalltag einzufordern und Arbeitsportfolios gescheiter zu packen. Denn die Flucht in den Privathaushalt bringt bloss einer Minderheit bessere Bedingungen.

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